Tradition und Innovation
Im Oktober 1898 wurde im sächsischen Mulda, unweit der Kunst- und Universitätsstadt Dresden, von dem Kaufmann Peter Otto Berlebach der Grundstein der Firma Berlebach gelegt.
Er kaufte ein Grundstück an der jetzigen Frauensteiner Straße bebaut mit einem Schuppen, in dem ein Wasserrad einfachste Maschinen wie Kreissägen antrieb. Ausgehend von einer mit Wasserkraft betriebenen Brettmühle wurden Kopierrahmen, Trockenständer und Stative hergestellt. Eine Belegschaft von 6-10 Personen fertigte unter denkbar einfachen und primitiven Bedingungen diese Artikel im Zwei-Schichtbetrieb.
Bereits 1903 erfolgte die erste Modernisierung des Betriebes. Mit Anschaffung einer Lokomobile wurde von Wasserkraft auf Dampfkraft umgestellt.
Die damaligen Tischler waren im Besitz hervorragender handwerklicher Fähigkeiten. Ausgehend vom gehobelten Brett bis zum polierten versandfertigen Stativ mußten alle Arbeitsgänge im Akkord mit einfacher Technik von Hand ausgeführt werden.
1904 wurde die Modernisierung fortgesetzt, indem die aus Brettern bestehenden Bauten abgerissen und durch massive Gebäude ersetzt wurden, die man bereits 1906 aufstockte.
Mittels Hundefuhrwerk wurden Pakete und Kisten zu Post und Bahn gebracht. Ein Pferdefuhrwerk löste später die Hunde von dieser Arbeit ab.
Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich durch zahlreiche Erfahrungen beflügelt, die Fotografie rasch auszubreiten. Mit einem guten Gespür für den sich nun sprunghaft entwickelnden Bedarf gelang es Otto Berlebach, auch international den Markt zu beliefern. Belegt wird dies im „Hamburger Exporthandbuch“ aus dem Jahr 1906.
Die Belegschaft war inzwischen auf über 30 Personen angestiegen, während des 1. Weltkrieges von 1914-1918 verringerte sich zwangsweise die Beschäftigtenzahl. Aber auch in dieser schwierigen Zeit konnte die Fabrikation und auch der Export aufrecht erhalten werden.
Otto Berlebach verkaufte 1918 die Firma und begab sich in den Ruhestand. Die Herren Biskaborn, Dittmar und Heisinger wurden neue Eigentümer. Sie kamen aus der damaligen Firma Ernemann, später Zeiss-Ikon Dresden.
Herr Dittmar war Kaufmann und brachte große Erfahrungen auf dem Gebiet der Fotografie mit. Er führte der Firma einen großen Kundenkreis namhafter Fotospezialisten zu.
Die Herren Biskaborn und Heisinger waren Spezialisten für die Metall- und Holzbearbeitung. Sie führten die Firma unter dem Namen Otto Berlebach Nachf. Weiter.
Um den ständig wachsenden Bedarf der qualitativ hochwertigen Produkte gerecht werden zu können, erfolgte 1922 ein weiterer Anbau bzw. Ausbau. Der große Bedarf an Metallbeschlägen und Zubehörteilen aus Metall führte dazu, dass sich die Eigentümer 1926 entschlossen, die sich im Ortsteil Randeck befindende Sächsische Reißzeugfabrik F.E. Hertel & Co. Nachf. zu kaufen. Somit konnte man nun auch verstärkt im Metallbereich aktiv werden.
1928 konnte sich das Pferdefuhrwerk in Pension begeben. Der erste Firmen-LkW wurde gekauft und beförderte die Ware zu den Großabnehmern.
Weitere Investitionen folgten 1935 durch Anschluß an die Wasserleitung und damit Erweiterung der Feuerschutzanlagen.
1937 erforderte die Kapazitätserhöhung der Metallteile einen Anbau am Standort Randeck.
1938 scheidet aus Altersgründen Herr Heisinger aus dem Unternehmen aus.
1939 weitere bauliche Investitionen am Standort Holzbearbeitung
Auch während des zweiten Weltkrieges wurde die Fabrikation fotografischer Spezialartikel in unvermindertem Maße weitergeführt. Leider hat dieser mörderische Krieg auch in den Reihen der Mitarbeiter von Berlebach Nachf. Lücken gerissen.
1945 verliert das Unternehmen durch einen tragischen Unglücksfall den kaufmännischen Teilhaber, Herrn Wilhelm Dittmar.
Mitten aus seinem Schaffen heraus verstirbt 1947 der technische Teilhaber, Herr Karl Biskaborn. Herr Herbert Dittmar, Sohn des verstorbenen Wilhelm Dittmar übernimmt die kaufmännische Leitung und führt das Unternehmen im Sinne der Verstorbenen weiter.
1948 Abriss des Fachwerk-Mittelbaus am Standort Holzbearbeitung und massiver Neubau mit Aufstockung sowie Einbau und Inbetriebnahme einer eigenen Werkküche zur Versorgung der Mitarbeiter.
Ab 1950 erfolgte eine Erweiterung des Fertigungsprogramms für Fotozubehör. Leichte Reisestative sowie schwere Studiostative ausgerüstet mit 2- und 3-Wege-Neigern wurden hergestellt. Außerdem wurden in riesigen Stückzahlen Aufbewahrungsbehältnisse für Filme, Dias und Kassetten aus Holz gefertigt.
1968 wurde der Firma anlässlich der Internationalen Leipziger Messe eine Goldmedaille für das neue Stativ UNI 67 sowie für hervorragende Qualität das Güte-Qualitätszeichen „Q“ verliehen.
1970 wurde im Betriebsteil Holzbearbeitung ein Heizhaus gebaut und die alte Lokomobile konnte außer Betrieb genommen werden.
1972 wurde die Firma Berlebach Nachf. zwangsverstaatlicht und als volkseigener Betrieb VEB Foto-Kino weitergeführt. Von den staatlich übergeordneten Organen erhielt der VEB die Aufgabe, den Bedarf an Stativen und Fotozubehör des gesamten Ostblocks abzudecken. Durch das damalige Außenhandelsministerium der DDR wurden die Produkte zur Devisenbeschaffung äußerst preiswert in die Bundesrepublik, Frankreich und Niederlande sowie andere westliche Staaten verkauft.
1972 erfolgte eine bauliche Erweiterung des Betriebsteils der Metallfertigung, es wird ein neuer Montageraum angebaut.
1977 wird im Betriebsteil Holzbearbeitung ein Personen- und Lastenaufzug über drei Etagen eingebaut. Endlich fand die körperlich schwere Arbeit des Transportes von Material und Endprodukten über drei Stockwerke ein Ende.
1981 wird die Firma in das Kombinat Polytechnik und Präzisionsgeräte Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz) eingegliedert.
1987 wurde durch Umzug eine Wohnung im Betriebsteil der Metallfertigung frei. Sie wird nach massivem Druck der Mitarbeiter zu einem Sozialtrakt umgebaut. Damit wurden die bisherigen unzumutbaren Bedingungen verbessert.
1989/90 Friedliche Revolution, Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland
01.07.1990 Umwandlung der Firma in eine GmbH mit 100 % Treuhandanteil
Der gesamte Export in die Ostblockstaaten ist weggefallen, neue Vertriebswege wurden gesucht. Es folgten drei Jahre Stagnation in der Entwicklung und dringende Investitionen in marode steinalte Maschinen und Ausrüstungen konnten nicht getätigt werden.
Nach endlosen Verhandlungen mit der Treuhandanstalt und diversen Störmanövern (auf deren Beschreibung an dieser Stelle lieber verzichtet werden sollte) gelang es mit Unterstützung des Bürgermeisters von Mulda und eines Rechtsanwaltes buchstäblich in letzter Minute, die Firma vor der Insolvenz zu retten.
1993 kaufte der damalige Technische Leiter, Wolfgang Fleischer, der bereits seit 1962 in der Firma beschäftigt war, von der Treuhandanstalt Grund und Boden, Gebäude, Produktionsanlagen und den Namen „Berlebach“. Damit gab es für Deutschlands „uralte“ Stativfabrik die Chance für einen Neubeginn.
Im August 1993 nahm er mit sieben Mitarbeitern die Fertigung der soliden Stative aus Eschenholz wieder auf. Schnell zeichnete sich ab, dass mit der vorhandenen schrottreifen Technik der hohe Qualitätsanspruch an die Produkte nicht zu halten war.
Spätestens nach der Messe „Photokina“ 1994 in Köln, auf der die privatisierte „Berlebach Stativtechnik“ mit einem eigenen Ausstellungsstand vertreten war, wurde klar, dass eine grundlegende Erneuerung der technischen Ausrüstung unumgänglich war.
1995 wurde eine knappe Million DM investiert. Es erfolgte eine Erneuerung des Maschinenparks in der Holz- und Metallbearbeitung. Von nun an war man in der Lage, nach neuen Technologien effektiver zu produzieren, den hohen Qualitätsstandard zu halten und Neuentwicklungen voranzutreiben. So konnte man bereits 2002 Spezialstative für den Astronomiebereich anbieten.
Die Teilnahme an nationalen und internationalen Messen sowie werbewirksame Prospektunterlagen sorgten für den ständig wachsenden Bekanntheitsgrad der Firma Berlebach Stativtechnik.
1999 wurde die Firma zertifiziert nach DIN EN ISO 9002.
Im Jahr 2000 erfolgte der Abriss ungenutzter alter Gebäude auf dem Grundstück der Holzbearbeitung an der Frauensteiner Straße.
2001 wurde der gesamte Gebäudekomplex im Bereich der Metallfertigung umfassend saniert.
2005/2006 Abriss des uralten Heizhauses (ehemaliger Standort der Lokomobile) und Errichtung eines modernen Sanitärbereiches als Anbau an das Gebäude der Holzfertigung sowie anschließende Sanierung des kompletten Gebäudekomplexes.
2006 entwickelt und fertigt Berlebach Stativtechnik in Zusammenarbeit mit der TU Dresden das weltweit erste Verbundstativ aus Holz und Carbon.
2007 erhielten wir den Auftrag zur Ausstattung aller Zimmer des 7 Sterne Luxushotels „Buj Al Arab“ in Dubai mit Stativen.
2010 erfolgt die Entwicklung und Herstellung der multifunktionalen im Baukastensystem aufgebauten Stativkopfserie 552/652
2013 wird die Stativbaureihe Report komplett überarbeitet und neu ausgerichtet.
Aufbauend auf dem erfolgreichen Konzept des Baukastensystems der Stativköpfe erfolgt die Umgestaltung der Stative zu einem modularen Baukastenprinzip. Der Anwender hat den Vorteil, dass er derzeit 18 verschiedene Module in sein Grundstativ einsetzen und somit sein persönliches Stativ nach seinen Bedürfnissen konfigurieren kann.
Aber auch im Zubehörbereich war Berlebach Stativtechnik ständig innovativ. Hier sind der Klappschwenkwinkel „MR 190“ für die Panoramafotografie und das patentierte Kamerahaltesystem „Speedy“ zu erwähnen.
Neue Produkte erfordern neue Technik und viel Platz. Nach dem Kauf weiterer Grundstücke wurde die Voraussetzung für eine räumliche Erweiterung geschaffen. Da der Bereich Metallbearbeitung aus allen Nähten platzte, war hier dringend Handlungsbedarf. So wurde 2015 der Grundstein für eine neue Produktionshalle für die Metallbearbeitung gelegt und im Juni 2016 konnte sie eingeweiht werden. Durch diese Millioneninvestition ist nun auch Platz für weitere neue CNC-Maschinen, die für den Fortgang einer positiven Entwicklung unerlässlich sind und den weltweiten Export beflügeln werden.
Berlebach ist heutzutage nicht nur für den Fotografen ein Begriff, sondern auch zuverlässiger Partner weltweit agierender Firmen der EMV- und Astronomietechnik.





2018 – 120 Jahre Berlebach Stativtechnik
Das Holz der erzgebirgischen Wälder wurde, als die Erzvorkommen erschöpft waren, zu dem Rohstoff, der die Region prägte und ihren Bewohnern den Lebensunterhalt sicherte. Traditionelle Holzschnitzkunst, Spielzeug und Sportgeräte aus Holz machten das Erzgebirge in der ganzen Welt bekannt. In diese Entwicklung fügt sich auch die Geschichte der Firma Berlebach Stativtechnik ein.
Seit nunmehr 120 Jahren werden in Mulda hochwertige Stative aus dem heimischen Holz der Esche gefertigt. Die hervorragenden Eigenschaften dieser Holzart in Bezug auf Schwingungsdämpfung, Stabilität und Robustheit wurden schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts von dem damals bekanntesten Fotografen David und Meerwarth geschätzt. In ihren Büchern „Ratgeber im Photographieren“ empfahlen sie allen anspruchsvollen Fotografen „ein festes hölzernes Berlebach-Stativ“.
Holzstative von Berlebach - Eine echte Alternative!